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Tinnitus wirklich ganzheitlich behandeln – wie Lasertherapie, Hörtraining und EMDR optimal zusammenwirken

  • Autorenbild: Boris Seedorf
    Boris Seedorf
  • 17. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 6 Tagen

In unserer Arbeit sowohl mit Tinnitus- und Hörsturzpatienten als auch mit schwerhörigen Menschen zeigt sich immer wieder: Die besten Ergebnisse entstehen, wenn mehrere Verfahren sinnvoll kombiniert werden. Besonders wirksam ist die Verbindung aus Lasertherapie, Hörtraining (Ortungstraining) und EMDR. Jede Säule greift auf einer anderen Ebene – zusammen ergeben sie ein stabiles, praxistaugliches Konzept.


Drei Säulen, die sich gegenseitig unterstützen

Die Lasertherapie stabilisiert den Stoffwechsel der Hörzellen. Niedrig dosiertes Licht wird in den Mitochondrien verarbeitet; viele Patienten berichten dann über mehr Stabilität im Ohr: weniger Schwankungen, klarere Reizverarbeitung, oft auch das Gefühl, dass das Ohr „auf Empfang“ kommt. Das ist die körperliche Grundlage, auf der sich alles Weitere aufbaut.


Das Hörtraining nutzt diese Grundlage funktionell. Durch gezielte Übungen zur Ortung und Hörverarbeitung lernt das Gehirn, Geräusche wieder sauber zu sortieren: Wo ist die Quelle? Was ist wichtig, was Nebensache? Viele erleben dadurch mehr Hörklarheit, bessere Sprachverständlichkeit in Gesellschaft und weniger Hörermüdung.


EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) adressiert gespeicherte Spannungen im Nervensystem. Wenn Tinnitus oder ein Hörsturz mit belastenden Erlebnissen verknüpft ist, kann eine gezielte Verarbeitung dieser Verknüpfung spürbar Druck aus dem System nehmen – häufig verändert sich dann auch die Wahrnehmung im Ohr.

Enspannter Mann, der das Hören genießt
Auf unterschiedlichen Wegen zum Ziel: Das Hören wieder genießen!

Wann welche Methode sinnvoll ist

Eine feste Reihenfolge ist nicht nötig. Entscheidend ist, was zu Ihnen und Ihrer Situation passt.


Emotionale Auslöser bekannt? In manchen Fällen ist es sinnvoll, zunächst die emotionalen Spannungen zu lösen – besonders dann, wenn konkrete Auslöser (Schreckmoment, Unfall, Trennung, belastende Lebensphase) mit dem Tinnitus oder Hörsturz verbunden sind. Reagiert das Ohr während der EMDR-Arbeit unmittelbar (zum Beispiel Tonhöhe ändert sich, Lautheit schwankt), ist das ein starker Hinweis, dass am richtigen Punkt gearbeitet wird.


Körperlicher Einstieg gewünscht? Für andere ist es stimmiger, mit Lasertherapie und Hörtraining zu beginnen – körperlich greifbar, gut dosierbar, ohne direkt in innere Themen einzusteigen. Das nimmt Druck aus der Behandlung und schafft Vertrauen in die eigene Regenerationsfähigkeit.


Beide Wege führen zum Ziel. Die Wahl richtet sich nach Ihrem Befund, Ihrer Geschichte und Ihrem Tempo.


Lasertherapie in der Praxis – was Patienten typischerweise erleben

Ziel ist eine stabilere Zellfunktion im Innenohr. In der Praxis arbeiten wir in kompakten Serien, anschließend längere Abstände zur Konsolidierung. Typische Beobachtungen:


Anfangsreaktion („Aktivierung“) möglich: Kurzzeitig unruhigeres Ohr oder eine Veränderung der Tonhöhe – oft ein Zeichen, dass sich Prozesse neu einpendeln. Diese Phase ist in der Regel kurz und klingt ab.


Mittelfristige Effekte: Weniger Schwankungen, subjektiv „ruhigeres“ Ohr, bessere Belastbarkeit bei Alltagsgeräuschen.


Was unterstützt: Ausreichend Flüssigkeit, moderates Stress-Management, keine akute Lärmbelastung direkt nach der Sitzung.


Die Lasertherapie bildet eine stabile Grundlage, auf der Hörtraining und Regulationstherapien gezielt aufbauen können. Wenn Zellen stabiler arbeiten, greifen weitere Verfahren – ob Hörtraining oder EMDR – meist deutlich tiefer und nachhaltiger.


EMDR – neurobiologischer Hintergrund und therapeutischer Ablauf

Tinnitus ist nicht nur ein akustisches Phänomen, sondern auch ein Aufmerksamkeits- und Bewertungsphänomen. Neurobiologisch sind unter anderem Amygdala (Alarm/Emotion), Hippocampus (Kontext/Gedächtnis), Thalamus (Filter) und der auditorische Kortex beteiligt. Wenn ein Geräusch mit einer belastenden Erinnerung „verdrahtet“ ist, bleibt das System in erhöhter Wachsamkeit – das Ohr meldet weiter.


Was EMDR macht: Während eine relevante Erinnerung oder ein aktueller Trigger aktiviert wird, sorgt bilaterale Stimulation (zum Beispiel geführte Augenbewegungen) dafür, dass das Gehirn die Information neu verarbeitet. Typische Marker in der Tinnitus-Behandlung:


Unmittelbare Veränderungen während der Sitzung (Lautheit, Tonhöhe, Ortung im Kopf) – ein nützliches Feedback, dass das Netzwerk in Bewegung kommt.


Nachwirkungen in den Tagen danach: mehr innere Ruhe, geringere Bedrohlichkeit des Tons, leichterer Zugang zu Alltagssituationen, die zuvor angespannt haben.


EMDR ersetzt keine medizinische Abklärung. Es ist dort sinnvoll, wo der Stressanteil klar erkennbar ist – oder vermutet wird.


Hörtraining und Ortung – mit räumlich stimmigem Klangfeld

Zentrale Hörverarbeitung bedeutet: Das Gehirn muss Schall räumlich, zeitlich und inhaltlich sortieren. Bei Tinnitus oder nach Hörstörungen geraten diese Funktionen leicht aus dem Takt. Training zielt auf Neuroplastizität – wiederholte, gut dosierte Reize etablieren neue, stabilere Muster.


Ich bin ausgebildeter Mundus-Hörtrainer. Das Verfahren arbeitet mit der Körperstatik, der Ortung im Raum und dem Wiedererlangen scheinbar verloren geglaubter Hörwahrnehmungen. Dazu kommen räumlich stimmige, natürliche Klangfelder über speziell angeordnete Schallquellen. Ziel ist, dass Hören und räumliche Orientierung wieder zusammenfinden – das entlastet das gesamte System, inklusive vegetativem Nervensystem.


Funktionelle Ziele:


Richtungshören: linke/rechte Seite, vorne/hinten, Nähe/Distanz


Aufmerksamkeitssteuerung: zwischen Reizen wechseln, Reizüberflutung reduzieren


Einrichten der Körperstatik, insbesondere der Schulter- und Kopfachse


Hörtraining ist kein Drill. Es ist gezieltes, räumlich orientiertes Üben, das das Gehirn ordnet und den Körper in die Hörverarbeitung integriert.


Typische Behandlungswege

Bekannter Auslöser, hoher Stressbezug: Start mit EMDR (Lösen der Ladung). Sobald sich das System beruhigt, Laser für die zelluläre Stabilisierung und Hörtraining zur Integration.


Kein klarer Auslöser, Wunsch nach körperlichem Einstieg: Lasertherapie und Hörtraining zuerst. Wenn das Ohr stabiler ist und der Alltag entspannter gelingt, optional EMDR für tiefer liegende Muster.


Empfindlichkeit auf Alltagslärm, Unsicherheit im Raum: Schwerpunkt Ortungstraining, flankiert von Laser (bessere Reizverarbeitung). EMDR je nach Geschichte.


Gemeinsamer Nenner: Druck rausnehmen, Tempo anpassen, Schritte sinnvoll koppeln.


Was das für Sie bedeutet

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Tinnitus nicht allein körperlich erklärbar ist – oder sich trotz Maßnahmen kaum verändert –, lohnt der Blick auf alle drei Ebenen: Zellfunktion (Laser), zentrale Verarbeitung (Hörtraining) und Nervensystem/Erleben (EMDR). Nicht die Reihenfolge entscheidet, sondern die Passung zu Ihnen.


Wenn Sie prüfen möchten, welcher Einstieg für Sie sinnvoll ist, vereinbaren Sie gern ein Erstgespräch. Wir klären Befund, Ziele und die praktische Reihenfolge – so, dass der Weg machbar bleibt.


Ihr Boris Seedorf, Ihre Katharina Seedorf



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